Rund 40 Interessierte fanden kürzlich den Weg ins Papenburger Hotel Hilling, um sich über die anstehende Endlagersuche zu informieren und zu diskutieren. Zu der Veranstaltung hatten der GRÜNEN-Bundestagskandidat Julian Pahlke und Petra Behnes aus Papenburg geladen. Die atompolitische Sprecherin der Landtagsgrünen, Miriam Staudte, startete mit einem Überblick über die anstehenden Schritte der Endlagersuche. Nach dem Standortauswahlgesetz seien die Prinzipien der Transparenz, Beteiligung, Nachvollziehbarkeit und der Wissenschaftlichheit entscheidend. „Bei der Beteiligung geht es nicht um Akzeptanzbeschaffung durch Einbindung, sondern darum, dass das Ergebnis besser wird, wenn sich interessierte Bürgerinnen und Bürger einbringen. Niemand schaut so genau hin wie Betroffene und das ist ein Garant dafür, dass das Verfahren so objektiv und so wissenschaftlich wie möglich verläuft. Nur mit dem bestmöglichen Verfahren können wir den bestmöglichen Standort finden,“ so Staudte. Die Grünen-Politikerin sieht folglich die Regionen als „Wächter des Verfahrens“. Sie begrüßte, dass sich der Landkreis Emsland ein Gutachten von Dr. Saleem Chaury vom Ökoinstitut e.V. hat anfertigen lassen. Es gehe nicht um Blockade des Verfahrens, denn man brauche eine Entsorgung für den Atommüll aus Jahrzehnten der Atomkraftnutzung, sondern um eine kritisch-konstruktive Begleitung des Verfahrens. Es sei richtig, dass sich Deutschland parteiübergreifend zu einem nationalen Endlager bekannt habe. „Ansonsten wäre es wie beim Export von Sondermüll- der Müll landet in den ärmsten Ländern, womöglich noch in Diktaturen, in denen Umweltschützer im Gefängnis landen. Wir sehen doch, dass es beim Müll-Export nicht mal beim Gelben Sack funktioniert.“ Ebenfalls keine Lösung könne die so genannte Transmutation sein, also die vermeintliche Umwandlung in kürzer strahlenden Abfall. „Schon Jahrzehnte wird an hierfür notwendigen Reaktoren geforscht- ohne Ergebnis. Es gibt keine vollständige Umwandlung. Von den dafür notwendigen Atomanlagen würden außerdem große Umweltgefahren ausgehen. Eine solche Anlage will auch niemand haben, genauso wenig wie ein Endlager. Außerdem würden nicht alle Arten von Atommüll behandelt werden können und die Menge des schwach- und mittelradioaktiven Atommüll würde enorm wachsen.“
Die Frage, ob eine dauerhaften oberirdische Lagerung statt eines Endlagers eine Alternative sei, wurde ebenfalls erörtert. Die GRÜNEN-Kommunalpolitikerin Behnes verwies auf die schlechten Erfahrungen mit der Asse. Bei der oberflächennahen Lagerung stehen vor allen Terrorgefahr und die Entwendung des waffenfähigen Materials als Risiken im Raum. „Ein oberirdisches Zwischenlager braucht immer Kontrolle und hält nur eine begrenzte Zeit. Wir wissen nicht, ob dies in Zeiten gesellschaftlicher Nöte oder kriegerischer Auseinandersetzungen, gewährleistet ist. Bei einem Zeitraum von einer Million Jahre muss man leider mit ungünstigen gesellschaftlichen Entwicklungen rechnen.“ Zu diskutieren sei allerdings, ob eine längere Zwischenlagerung und das damit verbundene Abkühlen des mehrere hundert Grad warmen Atommülls nicht auch Sicherheitsvorteile für die Endlagerung bringen könnte.
Die Grünen gingen bei ihrer Veranstaltung auch auf die Frage der Wirtsgesteine ein, also der Gesteinsformationen, in denen der hochradioaktive Atommüll für eine Million Jahre eingelagert werden soll. Staudte berichtet von ihren Eindrücken in Granit-, Ton- und Salzbergwerke in Deutschland, Finnland und der Schweiz. Die Wirtsgesteine haben jeweils bestimmte Vor- und Nachteile, auf die mit unterschiedlichen Behältern und Einlagerungskonzepten eingegangen werden muss. „Mein persönlicher Eindruck ist, dass die Rückhaltefähigkeit von Ton besonders gut ist und dass wir die Forschung in diesem Bereich vorantreiben müssen. Die Schweiz hat zwar Granit- und Tonvorkommen, hat sich aber zum Beispiel grundsätzlich für den Opalinus-Ton entschieden.“ Bundestagskandidat Julian Pahlke verwies auf die noch anstehenden atompolitischen Entscheidungen für die kommende Bundesregierung: „Wir müssen den Atomausstieg vollenden und auch die Brennelementefabrik in Lingen schließen, damit Deutschland nicht weiter Pannenreaktoren im Ausland beliefert. Auch das entschiedene Auftreten in Brüssel für ein Europa ohne eine weitere Förderung der Atomkraft sei zu unser aller Sicherheit notwendig. Dass ausgerechnet die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann, die noch 2011 als eine von fünf CDU-/CSU-Abgeordneten gegen den Atomausstieg gestimmt hat, versucht sich nun als Atommüll-Gegnerin zu profilieren, ist mehr als peinlich.“
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